FAQ - häufig gestellte Fragen

Hat Ihr Fahrzeug Elektroantrieb?

Nein. Der Antrieb ist rein durch Muskelkraft. Das Fahrzeug hat eine 18-Gang Kettenschaltung, sowie eine ca. 4 Meter lange Kette. Es gibt aber auch FahrerInnen, deren Velomobil als Pedelec (bis 25 km/h) oder S-Pedelec (bis 45 km/h) mit Elektromotor ausgerüstet ist - mit allen Vor- und Nachteilen.

Wie schnell fahren Sie?

Meist im Bereich von 45 bis 55 km/h. Ein Grund mehr, auf der Straße zu fahren. 50er Motorroller sind in der Regel langsamer. Da also die Geschwindigkeit nur schon mit Muskelkraft oft schneller ist, als ein Motor unterstützen dürfte, lohnt ein unterstützender Antrieb auch überhaupt nicht.

Wo fahren Sie damit?

Zu fast 100% auf der Straße. Lt. der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung dürfen mehrspurige Fahrzeuge (selbst so langsame wie Rickschas oder Lastendreiräder) die Fahrbahn benutzen. Radwege sind zudem bauartbedingt kaum nutzbar, die Oberfläche oft sehr schlecht, weisen häufig einen stark verschwenkten Verlauf auf und an abgesenkten Bereichen z.B. an Querstraßen würde das Velomobil oft aufsetzen. Zudem ist die gefahrene Geschwindigkeit viel zu hoch und Passanten und andere Radfahrer erschrecken ständig, was trotz eigener umsichtiger Fahrweise zu gefährlichen Situationen führen kann.

Wie weit kann man damit am Tag fahren?

Tagesdistanzen bis ca. 150 km sind problemlos machbar. Hier ergibt sich mit diesem Fahrzeug bei entsprechendem Training ein Stundenschnitt von ca. 40 km/h. Auf Langdistanzen (bisher längste 320km am Tag mit ca. 3000 Höhenmetern) bei 12 Stunden immer noch ca. 28-29 km/h inklusive aller Pausen (ohne Pausen bei 9 1/2 Stunden ca. 35 km/h). Es ist beachtlich, was bei entsprechender Aerodynamik so an Tageskilometern möglich ist. Als Autoersatz lassen sich z.B. problemlos täglich 30km einfache Strecke zur Arbeit bewältigen. Statt unbeweglich im stressigen Auto zu sitzen, kann man diese Zeit für Bewegung und die eigene Fitness nutzen.

Werden Sie nicht leicht übersehen und wäre ein Wimpel hier nicht sinnvoll?

Das konnte ich bisher so gut wie nie feststellen, obwohl man genau das erwarten würde. Ein Ferrari ist kaum höher. Sobald man durch größere Fahrzeuge verdeckt ist, sollte man natürlich vorsichtig sein. Das ist aber durch die vielen hohen Fahrzeuge mit einem Aufrechtrad auch nicht viel anders. Oft ist die Aufmerksamkeit schon fast zu hoch. Aber damit muss man aktuell noch leben, wenn man Velomobil - noch dazu ein sehr schnelles - fährt. Sobald die Anzahl Velomobile höher wird und eine Gewöhnung einsetzt, wird dies sicher nachlassen.
Für die Nutzung eines Wimpels gibt es keine Pflicht - aufpassen muss man eh selbst. Wichtiger ist es, sich durch ein sinnvolles Nutzen der Fahrbahn sichtbar zu machen. Jeder Radfahrer, der sich eng am rechten Rand "verdrückt" wird in der Regel nur zusätzlich gefährdet, weil viele versuchen, den noch verbliebenen und gerade noch ausreichenden Raum für knappe Überholmanöver zu nutzen. Verdeckt wird man eben von den vielen großen Fahrzeugen auch mit Wimpel und für einen Ferrari würde man auch keinen Wimpel fordern "weil der ja so tief ist". ;)

Ist das nicht unbequem?

Der Bequemlichkeitsfaktor ist geschätzt 500% höher als beim Aufrechtrad - kein Po, der nach 50 km schmerzt, kein verspannter Schulter-Nacken-Bereich, entspannt die Landschaft betrachten, Trinken und Essen während des Fahrens, Stürzen ist quasi unmöglich - was will man mehr. :) Wie bei allen Liegerädern wird das Körpergewicht über einen gut passenden Sitz auf den gesamten Rücken verteilt. Menschen mit Wirbelsäulenprobleme können meist problemlos und beschwerdefrei liegend fahren. Die Rückenbelüftung wird über eine spezielle "Sitzmatte" geregelt, zu kalt wird es im Velomobil eher selten und selbst bei wenig über null Grad braucht es kaum mehr als dünne Sportkleidung.

Kommt man damit auch Berge hoch?

Grundsätzlich schon. Das relativ hohe Gewicht (Leergewicht ca. 24kg) im Verhältnis zu einem sehr leichten Rennrad (ca. 7 kg) macht es bei mehr als 4 % Steigung jedoch deutlich langsamer bergauf. Die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit ist natürlich von der Länge der Steigung und vom Training abhängig. Bergab erreicht man dafür problemlos 70 km/h und mehr, wobei die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit bergab natürlich vom Streckenverlauf, Verkehr, und dem Können des Fahrers abhängt.

Ist es nicht anstrengend nach vorne zu treten?

Überhaupt nicht. Damit nicht unnötig Kraft zum Halten der Füße auf den Pedalen verbraucht wird, fährt man in der Regel mit Klickpedale, wie sie aus dem Radsport bekannt sind. Hierfür gibt es verschiedene Systeme, von denen ich ein System aus dem Rennradbereich nutze. Wenn man vom gewohnten aufrechten auf das liegende Radfahren wechselt, braucht die Muskulatur und deren neuro-muskuläre Steuerung einige tausend Kilometer, bis sie sich gut auf die neue Belastungssituation eingestellt hat. Man kann problemlos auch verschiedene Arten Räder benutzen, wenn die Muskulatur mal angepasst ist. Bei regelmäßigem Wechsel konnte ich hier keine Leistungsunterschiede feststellen.

Wie viel Gepäck kann man mitnehmen?

Beim gefahrenen Modell ist der Stauraum eher begrenzt, aber bei entsprechender persönlicher Beschränkung auch für mehrtägige Touren ausreichend. Bei anderen Velomobilen hat problemlos auch das Gepäck mehrerer Packtaschen eines Aufrechtrades Platz. Ich vermeide es, größere Mengen mit zu nehmen, weil das auch viel Gewicht macht, das Bergauffahren natürlich beschwerlich ist und die Fahrdynamik leidet.

Gibt es das Fahrzeug auch zu kaufen und was kostet das?

Es gibt seit ca. 20 Jahren verschiedene Hersteller von Velomobilen. Die Platzverhältnisse und der Nutzwert sind bei den verschiedenen Modellen sehr unterschiedlich und Probesitzen ist zwingend. Die beste Gelegenheit ist die stattfindende Spezialradmesse in Germersheim (alljährlich Ende April). Sonst hilft Ihnen sicher auch das Internet weiter. Der Kaufpreis liegt je nach Modell und Ausstattung im Bereich von 7.000 bis 11.000 Euro. Ein Preis bei dem viele erst mal erschreckt sind. Allerdings sind die Folgekosten verschwindend (je nach Jahreskilometer pro Jahr 2 Sätze Reifen, eine neue Kette, Ritzel, Züge und Zughüllen) und die Haltbarkeit der Karosserie im Vergleich zum Auto unbegrenzt.

Wie viele Kilometer fahren Sie im Jahr?

Das wechselt natürlich etwas von Jahr zu Jahr. 2014 waren es schon ca. 10.000 km, 2015 knapp 11.000 km. Den innerstädtischen Bereich fahre ich allerdings eher mit dem Liegedreirad. Dieses verfügt über eine modulare Verkleidung und ist ebenso beschriftet wie das Velomobil und nach meiner Beobachtung genauso auffällig. Die Teile habe ich selbst entwickelt - eine Frontverkleidung, Trikeschutzbleche und Sitz. Ein passender Heckkoffer wird noch folgen. Durch ein angepasstes Cape und Kapuze fahre ich damit auch bei schlechtem Wetter (Regen, Kälte) quasi zu 95% geschützt. Das Trike ist im Stadtverkehr beweglicher, wesentlich besser gefedert und auf Radwegen unproblematischer. Vergleicht man die Umweltbilanz mit einem extrem sparsamen - NUR 100g Co2/km verbrauchenden - Autos, dann fallen bei gleicher Kilometerzahl pro Jahr mindestens 1 Tonne Co2 an Abgasen weg. Das finde ich durchaus beachtlich.

Wie kamen Sie auf das Liegerad?

Schon vor vielen Jahren las ich einmal über ein dreirädriges vollverkleidetes Fahrrad und vergaß diesen Artikel nicht mehr. Um 2000 kam ich mit jemand in Kontakt, der Liegeräder anbot. Ich entschloss mich dann zum Kauf eines offenen Dreirads und wollte dafür auch sofort eine Verkleidung bauen. Das war dann doch schwerer als gedacht. Inzwischen habe ich eine modulare Verkleidung entwickelt, die Sie auf der Seite Fahrradverkleidung.de finden.
Das vollverkleidete Liegedreirad - das Aktions-Velomobil - kam in den "Fuhrpark", als ich 2013 den VKHD e.V. als Sponsor bis Ende 2017 gewinnen konnte. In diesem Zeitraum bin ich deutlich über 30.000 km damit unterwegs gewesen.